Kunstveranstaltung ORTART2021

ORTART2021

10 KünstlerInnen – 10 Plätze in St. Stefan ob Stainz

Kunstwerke, die ganz auf St. Stefan ob Stainz zugeschnitten sind, stehen im Mittelpunkt des Projekts ORTART, das die Künstlergruppe CehErhart – Veronika Erhart und Wolfgang Ceh – für das Stieglerhaus-Programm 2021 entwickelt hat. Das Stieglerhaus selbst sowie die Plätze und Landschaftsformen in und um St. Stefan ob Stainz liefern Impulse für die Arbeiten von zehn eingeladenen bildenden Künstlerinnen und Künstlern aus der Steiermark. Diese nähern sich den lokalen Gegebenheiten mit ihren eigenen künstlerischen Zugängen an und setzen sich individuell mit den ortsspezifischen Besonderheiten auseinander.

Teilnehmende KünstlerInnen:
an.thon | Stefan Glettler | Daniel Hafner | Stefanie Holler | Luise Kloos
Renate Krammer | Andrea Sadjak | SizeTwo | Christian Strassegger | Rebecca Unz

ORTART2021 Preisträger

Die Jury hat aufgrund der hohen Qualität der eingereichten Arbeiten drei 1. Plätze nominiert

an.thon

WEISSES RAUSCHEN 03
2021

… was bleibt, wenn niemand mehr da ist?

Die Szene:

Ein ausrangiertes Rezeptions-Regal eines Beherbergungsbetriebs aus der Gegend, abgestellt in einer aufgelassenen Garage versucht, die scheinbar, unbeschriebenen Blätter trotz starkem Rückenwind in den Fächern festzuhalten.

Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen Platz zu nehmen, somit Teil der Installation zu werden und das Schauspiel zu genießen.

Wie es dann weitergeht …

… wobei Objekte sich zunehmend unabhängig von den Absichten ihrer Konstrukteur*innen machen.

an.thon Weisses Rauschen 03

Holzkonstruktion|Ventilatoren|Papier

Stefanie Holler Ort-Atem

Installation|Lackierte HT Rohre|Latexballons
Gartenschläuche|3D gedruckte Adapter
Laubbläser|Atem Sound

Stefanie Holler

Ort-Atem
2021

In der ORTART Ausstellung will ich etwas monumental erfahrbar machen, was nicht alltäglicher und selbstverständlicher sein könnte – das Atmen. Ein Netzwerk aus Rohren mit Ballons, die sich aufblasen und entleeren, macht aus dem Dachboden des Stieglerhauses eine Art mechanische Lunge, die einen lebenswichtigen Prozess immersiv erlebbar macht und gleichzeitig vor Augen hält, wie sich eine von uns geschaffene, künstliche Natur unserer biologischen zunehmend anzugleichen versucht. 

SizeTwo

Steam
2021

Der alte Gewölbekeller bietet die ideale Kulisse für meine Installation. Das hier gewählte moderne Motiv steht in einem starken Kontrast zu seiner Umgebung – ein Punkt, auf den man als Graffiti-Künstler sehr viel Wert legt. Die Illusion einer 3-Dimensionalität auf einer 2-dimensionalen Oberfläche ist ein persönliches Stilmittel von mir, welches hier durch im Raum platzierte Erweiterungen des Motives noch verstärkt wird. 

Die Ressourcen dieser Erde werden knapp, das merken wir alle. Was passiert, wenn wir weiterhin an unseren schädlichen Gewohnheiten festhalten und den Umweltschutz nicht ernst nehmen? Die Installation zeigt eine Dystopie der Zukunft. Wird der technisch verfeinerte Atembehelfsapparat in einer gestörten Welt zu einer zweiten Lunge werden? Wird „Luft“ zu einem begrenzten Rohstoff?

SizeTwo Steam

Installation|Sprühdose auf Holzplatte

Ankauf der Gemeinnützigen Privatstiftung Stieglerhaus ORTART2021

Andrea Sadjak


„Keinem bleibt seine Gestalt“
2021
Porzellan, Steinzeug, Mixed Media

  • Tafel 1: Titelbild „KEINEM BLEIBT SEINE GESTALT“, Porzellan, Paperporzellan, Fotokeramik
  • Tafel 2: Tapetenmusterdruck Blumen, Porzellan, Fotokeramik
  • Tafel 3: Das Tal „Gargaphie“, Porzellan, Blattabdruck, Fotokeramik Text
  • Tafel 4: Actaeon erblickt Diana in der Grotte, Porzellan, Fotokeramik Text
  • Tafel 5: Tizian, „Diana und Actaeon“, 1559,Porzellan, Fotokeramik
  • Tafel 6: Actaeons Verwandlung, Porzellan, Fotokeramik Text
  • Tafel 7: Geweihe, Porzellan
  • Tafel 8: „Actaeon bin ich!“, Porzellan, Paperporzellan, Fotokeramik (Bildnachweis: Geschäftsmann mit Gasmaske, istockFoto)
  • Tafel 9: Die Hunde, Porzellan, Fotokeramik Text
  • Tafel 10: Das Wüten, Porzellan, Paperporzellan, schwarzer Sand
  • Tafel 11: In Stückegerissen, Porzellan, Fotokeramik Text
  • Tafel 12: Jean Goujon, „Diana mit Hirschgeweih“, ca. 1549, Porzellan, Fotokeramik
  • Tafel 13: Transformation,Paperporzellan, Porzellan

Text: Ovid, „Metamorphosen“, freie Übersetzung

ORTART2021 Steinzeug|Oxide|Hirschgeweih

ORTART2021 Porzellan|Mixed Media


Die Geschichte

Die Erde hat sich gewandelt. Katastrophenbilder von Naturzerstörungen jagen über unsere Nachrichtenbildschirme, Umweltverschmutzung angefangen vom Boden und Meer über die Luft bis hinauf ins All treiben das Artensterben voran, sodass Klimaschutz das Grundanliegen unserer Kinder geworden ist. Während sich die Regierungen der Länder der Welt Jahr für Jahr zu Verhandlungen treffen in denen konkret spürbares, politisches Handeln zum Schutz des Lebens weiterhin Jahr fürJahr hinausgeschoben wird, gehen die Menschen auf die Straße um zu protestieren. Doch egozentristisches Handeln stehtnach wie vor hoch im Kurs.

„Keinem bleibt seine Gestalt“ – die des Menschen nicht, die der Erde nicht. Ausgehend von Ovids großem Epos der Verwandlungsmythen, den „Metamorphosen“ (zwischen 1 v.Chr. bis 10 n.Chr.) und inspiriert von der Sonderausstellung „Die Jagd ist weiblich“ (2021) im Jagdmuseum Schloss Stainz, stelle ich eine der hier vorgefundenen Geschichten an den Ausgangspunkt meiner künstlerischen Auseinandersetzung.

Die Erzählung von Actaeon und Diana entwickelt sich auf einer nicht willentlich herbeigeführten Situation, in der ein Mann eine Göttin nackt und dergestalt schutzlos sieht. Noch im Erkennen der verbotenen Handlung nimmt das Verhängnis seinen Lauf und das, was er nicht hätte tun sollen, endet für ihn tödlich. Diana, als Göttin der Gebärenden, der Jagd, schlicht der gesamten Natur, streift unter freiem Himmel durch die Wälder, ihr zugeordnet sind Pfeil und Bogen, ihr Element die luftigeFrische des Draußenseins und der erdige Duft des Waldbodens. Dagegen gleicht ihre fatale Rache einem Orkan an verletzten Gefühlen, den sie dem Verirrten mit einem Wasserguss aus der Quelle, in der sie sich erfrischt hat, entgegenschleudert. Weder ihre Nymphen konnten sie beschützen noch ihre Waffe, die sie, da sie sich sicher fühlte, auf die Seite gelegt hat.

In meiner Arbeit folge ich dieser alten Geschichte und damit den ewigen Fragen nach Transformation, Zerstörung und Tod, schließlich Hoffnung und Frieden. Wie ist es gekommen, dass es gekommen ist, wie es gekommen ist? Welche Prinzipien liegen dem menschlichen Handeln zugrunde? Das des Männlichen und Weiblichen, in seiner gegensätzlichen Unvereinbarkeit wie inOvids Erzählung? Ist es die Kontroverse Mensch – Natur, die in der Geschichte als offensichtlich ursächlicher Zusammenhang steht? Wo liegt nun die Rache wirklich und kann daraus Neues entstehen? In der Geschichte vergreift sich der Mensch in seiner Unwissenheit an etwas Heiligem, dessen Verwundbarkeit wird deutlich und der Konflikt endet mit einer tief einschneidenden Veränderung, nämlich der Vernichtung. Reicht das reine Erkennen unseres Handelns noch aus oder sind wirbereits über einen unumkehrbaren Punkt hinausgelangt?

Doch alles verändert sich immer und wir leben in der Ungewissheit dessen, was da kommen möge. Das Hirschgeweih mit den menschlichen Zügen schildert die Transformation, die sich in jedem Augenblick vollzieht, eingefroren im Moment in dem noch alles offen ist. Es erscheint schicksalhaft, und doch ist die Entscheidung für die Zukunft in letzter Konsequenz nochnicht gefällt.