Am Wochenende vom 13. bis 15. Mai wird im Stieglerhaus von früher, von heute und vom Blick in die Zukunft erzählt, mit großen Namen, wie Raphaela Edelbauer, Bachtyar Ali, August Schmölzer und mit Kindern, deren Namen die Zukunft noch vor sich haben. Es geht um Erinnerung, Gegenwart, Zukunft und die persönliche Stellung im Leben. Wie häufig entpuppen sich im Zusammenleben vermeintliche Gewissheiten als nicht haltbar! Gerade auch über Menschen! Erst recht, wenn es sich um Vergangenheit dreht. Schon wenn mehrere gemeinsam Familienfotos betrachten, geht das Erzählen unterschiedlicher Erinnerungen los. Sobald wir wirklich Zuhören, kommen wir dem Geschehen näher.
War früher also wirklich besser, wenn heute morgen schon Vergangenheit ist?
Das steht dahin. Die Literatur geht über den Blick unseres persönlichen Umfeldes hinaus und erweitert den Horizont. Deshalb ist Literatur immer ein Erzählen „ins Offene“.
Also, keine Angst! Hinhören. Zuhören. Nachdenken.
Auch der 2. Österreichische Literaturpreis für Erzählungen 2022, der Sonntagvormittag vergeben wird, steht deshalb unter dem Motto: Früher war alles besser, also heute.
Freitag, 13. Mai 2022, 19.30 Uhr – Eröffnung Literaturfestival „Worte bewegen“
Bachtyar Ali im Gespräch mit Gerwig Epkes und August Schmölzer über sein neuestes Buch „Mein Onkel, den der Wind mitnahm“. Er liest während des Gesprächs immer wieder aus dem Roman, der sich kunstvoll aus in sich geschlossenen Erzählungen entwickelt.
Samstag, 14. Mai 2022, 10.30 Uhr – Präsentation der „1. St. Stefaner Kinderzeitung“
Kinder erzählen als Reporterinnen und Reporter in der von ihnen selbst gemachten „1. St. Stefaner Kinderzeitung“ über Menschen und Plätze in ihrem Heimatort. Unter der Leitung von MMag.a Brigitte Platzer recherchierten und erarbeiteten die Kinder die Texte zur Kinderzeitung in einem Workshop in Kooperation mit der Kleinen Zeitung.
Samstag, 14. Mai 2022, 19.30 Uhr
Raphaela Edelbauer präsentiert in Lesung und Gespräch mit Gerwig Epkes ihren spannenden und nachdenklichen Roman DAVE, der von einer Künstlichen Intelligenz erzählt.
Sonntag, 15. Mai 2022, 11.00 Uhr Sonntagsmatineé
Die Jury, bestehend aus Daniela Strigl (Wien), Nicola Steiner (Zürich) und Gerwig Epkes (Freiburg), verkündet die fünf Preisträgerinnen und Preisträger des 2. Österreichischen Literaturpreises für Erzählungen 2022. Der Vorstand der Stieglerhaus-Gemeinnützige Privatstiftung, zeichnet die fünf Gewinnerinnen und Gewinner aus.
Bachtyar Ali wurde 1966 in Sulaimaniya (Nordirak) geboren. 1983 geriet er durch sein Engagement in den Studentenprotesten in Konflikt mit der Diktatur Saddam Husseins. Er brach sein Geologiestudium ab, um sich der Poesie zu widmen. Sein erster Gedichtband Gunah w Karnaval (Sünde und Karneval) erschien 1992. Sein Werk umfasst Romane, Gedichte und Essays. Er lebt seit Mitte der Neunzigerjahre in Deutschland. 2017 wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet.
MEIN ONKEL, DEN DER WINDS MITNAHM
Djamschid Khan ist hinter dicken Gefängnismauern dünn geworden. Leicht wie Papier, sodass ihn eines Tages ein Windstoß erfasst und ihn fortträgt, über die Mauern des Gefängnisses hinweg und hinaus in die weite Welt.
Immer wieder weht er davon, und immer wieder beginnt er ein neues Leben. Bei der Armee, als Geist, als Prophet, als Geliebter, als fliegende Attraktion – zahllose Wirbel ziehen den Mann mit sich fort, bis er selbst nicht mehr weiß, wer er einmal war und wohin er gehört. Einzig sein Neffe ist auf der Suche nach ihm und nach etwas, das seinem Onkel seine Wurzeln zurückgibt.
Eine schwerelose, berührende, auch tragische Geschichte vom sich Verlaufen, vom neu Beginnen und der Frage, wohin wir eigentlich unterwegs sind.
Pressestimmen
»Bachtyar Ali jongliert in seinem erstaunlich reichhaltigen Roman mit zahlreichen Themen. Es geht um Freiheit und ihren Preis, um die Wucht der Geschichte und eine oft verwirrende Gegenwart, um Metamorphosen und die Frage der Identität. In einer ebenso klaren wie poetischen Prosa erzählt Ali mal burlesk, mal bitter, mal schwerelos und mal gewichtig.«
Irene Binal, Neue Zürcher Zeitung
»Die Angst und die Freiheit, einfach wegzufliegen, sobald es windig wird – eine zwiespältige Situation –, greift der kurdische Schriftsteller Bachtyar Ali virtuos auf. Die Figuren scheinen wie durch die Geschichte hindurchgeweht zu werden, die zudem bei aller Erdenschwere eine luftige Leichtigkeit bewahrt. Bemerkenswert nicht erst in diesem Roman die Souveränität, mit der Ali schreibt.«
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
Foto: Victoria Herbig
geboren in Wien, studierte Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst. Für ihr Werk „Entdecker. Eine Poetik“ wurde sie mit dem Hauptpreis der Rauriser Literaturtage ausgezeichnet. Außerdem wurde ihr der Publikumspreis beim Bachmann- Wettbewerb, der Theodor-Körner-Preis und der Förderpreis der Doppelfeld- Stiftung zuerkannt. Ihr Debütroman „Das flüssige Land“ stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, für ihren zweiten Roman „DAVE“ erhielt die den Österreichischen Buchpreis. Raphaela Edelbauer lebt in Wien.
Österreichischer Buchpreis 2021
Irrwitzig, eindrücklich, abgründig. Raphaela Edelbauers Roman über Künstliche Intelligenz.
»Ein Geistesblitz von einem Roman!«
Denis Scheck, Druckfrisch (Das Erste), 24.01.2021
Was braucht es, um eine Maschine mit menschlichem Bewusstsein auszustatten? Den Programmierer Syz interessiert nichts so sehr wie die Beantwortung dieser Frage. Doch als er hinter die Kulissen des Labors blickt, gerät sein bedingungsloser Glaube an die Technik ins Wanken. Welchem Zweck dient DAVE wirklich und wer wird von ihm profitieren?
In der Welt von Syz dreht sich alles ums Programmieren. Geschlafen und gegessen wird hauptsächlich, um schnellstmöglich wieder in die Datenströme des Computers abzutauchen. Das Ziel des gesamten Labors ist nichts Geringeres als die Programmierung der ersten generellen Künstlichen Intelligenz, ausgestattet mit einer Höchstleistung an Rechenkraft und menschlichem Bewusstsein: DAVE. Dann allerdings bringen zwei Ereignisse Syz‘ geregeltes Leben ins Wanken. Erstens, Syz verliebt sich in eine junge Ärztin, und zweitens, DAVE droht ein Totalausfall. Der Strudel, in den Syz in der Folge gerät, katapultiert den Programmierer in unmittelbare Nähe der Machtzentrale. Während das Labor in blinder Technikgläubigkeit weiterhin auf die Verwirklichung der Künstlichen Superintelligenz hinarbeitet, taucht Syz tief in die Geschichte des Labors ein und versucht herauszufinden, wessen Interessen DAVE am Ende eigentlich dient. Nach dem großen Erfolg von »Das flüssige Land« legt Raphaela Edelbauer einen einzigartigen Roman über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Künstlichen Intelligenz vor.
Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Buchpreis 2021
Aus der Begründung der Jury:
Raphaela Edelbauer hat mit DAVE einen raffinierten Science-Fiction-Roman mit eingebauter Liebesgeschichte geschaffen, der nach den Gesetzen des Thrillers funktioniert. Dabei unterhält man sich nicht nur, sondern erfährt dank Edelbauers erstaunlicher Belesenheit viel über philosophische Debatten, Bewusstseins- und Gedächtnisforschung, Informatik und lernende Systeme, deren Heilsversprechen die Autorin spürbar misstraut. Denn der Weg zu einer schmerzlosen und total vernünftigen Gesellschaft nach dem Ebenbild des Computers führt durch Überwachung und Repression. Edelbauer erzählt elegant und pointiert, mit galligem Witz, Lust an der Anspielung und immer wieder verblüffenden Wendungen von der Ohnmacht des einzelnen in einer Diktatur der Weltverbesserer.
Haidacher, Ulrike: Fasching und Schuh
Straub, Isabella: Nyotaimori
Grossegger, Gertrude: Gerade Eben Jetzt
Kuehs, Wilhelm: Unter Tag (Anerkennungspreis)
Bauer, Theodora: W_RCCAR1 (Anerkennungspreis)