Hermann Beil liest Thomas Bernhard „Ein Kind“

Thomas Bernhard

EIN KIND

Es liest Burgtheaterlegende Hermann Beil

Moderation: August Schmölzer

 

Hermann Beil

Geboren 1941 in Wien, Studium an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und am Peter-Cornelius-Konservatorium Mainz, arbeitet seit 1963 als Dramaturg am Theater: in Frankfurt am Main, Basel, Stuttgart, Bochum, von 1986-1999 am Burgtheater Wien, bei den Salzburger Festspielen, am Zimmertheater Tübingen, von 1999-2017 am Berliner Ensemble. Von 2009-2016 war er Präsident der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, seitdem ist er deren Ehrenpräsident. Zusammen mit Claus Peymann erhielt er 1995 den Berliner Theaterpreis, 1996 als erster Dramaturg den Deutschen Kritikerpreis und 2011 den Bochumer Theaterpreis. Seit Jahren gastiert Hermann Beil als Regisseur und Rezitator im In- und Ausland, er ist Mitglied des Wiener Merlin Ensembles. Thomas Bernhard und Péter Esterházy widmeten ihm Dramolette. Zusammen mit Claus Peymann spielt er Thomas Bernhards Dramolette „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“. Sein Buch „Theaternarren leben länger“ ist im Paul Zsolnay Verlag Wien erschienen.

2016 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen, 2023 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien; bei den Gmundner Festwochen 2021 erhielt er den von Xenia Hausner gestalteten Anerkennungspreis.


Ein Kind (1982)

Das Buch umfasst die früheste Kindheit Bernhards in den Niederlanden, wo das uneheliche Kind 1931 geboren wurde, und in Wien und Seekirchen (ab 1935), wo es der Großvater mütterlicherseits, der Schriftsteller Johannes Freumbichler, unter seine Obhut nahm, sowie die Jahre in Traunstein/Bayern ab 1937. Es beginnt mit der Erinnerung an einen Ausreißversuch des kleinen Jungen mit dem Rad, dessen triumphal erlebter Beginn durch einen kapitalen Sturz plötzlich in ein Debakel mündet. Aus der Angst vor der Mutter, die in dem ungewollten Kind stets das eigene Lebensunglück verkörpert sieht, erwächst ihm dabei (in einer Art Urszene seiner späteren dichterischen Existenz) die Möglichkeit zur sprachlichen Gegenwehr: die Umdichtung des Scheiterns in eine Heldentat, wobei der Heimkehrende seinen Bericht natürlich durch die Autorität des Großvaters abstützt.

Im Vergleich mit den ersten Bänden ist die Darstellung dieser frühesten Lebenszeit geradezu entspannt-humorvoll abgefasst: das Paradies auf dem benachbarten Hippinghof und der großväterliche Unterricht, aber auch die erste qualvolle Konfrontation mit Schule und (nationalsozialistisch beherrschten) Erziehungsinstitutionen sowie die Verschickung in ein Erziehungsheim im thüringischen Saalfeld, ehe der Großvater den Enkel zum (bereits in Die Ursache beschriebenen) Schulbesuch in Salzburg bestimmt.

Der abschließende Teil der Autobiographie ist dem Versuch gewidmet, die isolierte Gegenwart des Erzählers aus ihren verschütteten Ursprüngen herzuleiten, was teilweise schon in einer kurzen Rückblende in Die Kälte, vor allem aber in Ein Kind nachgetragen wird. Die allererste Lebenszeit wird aber auch hier nicht fortlaufend beschrieben, sondern in einer neuerlichen Erinnerungsphase rekonstruiert. In keinem anderen Text der autobiographischen Romane kommt der Großvater Johannes Freumbichler so oft zu Wort: „Die Großväter sind die Lehrer, die eigentlichen Philosophen eines jeden Menschen“. Der Erzähler hat allerdings bereits genügend ironische Distanz aufgebaut, um auch die verhängnisvollen Auswirkungen der Persönlichkeit Freumbichlers auf den von ihm dominierten Familienverband darzustellen.

 

Im Anschluss an die Lesung wird August Schmölzer mit Hermann Beil ein Gespräch über Thomas Bernhard, Claus Peymann und seine Arbeit an internationalen Theaterhäusern führen.

Foto Hermann Beil © Reinhard Werner

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