ORTART2021

Ankauf der Gemeinnützigen Privatstiftung Stieglerhaus ORTART2021

Andrea Sadjak

„Keinem bleibt seine Gestalt“
2021
Porzellan, Steinzeug, Mixed Media

  • Tafel 1: Titelbild „KEINEM BLEIBT SEINE GESTALT“, Porzellan, Paperporzellan, Fotokeramik
  • Tafel 2: Tapetenmusterdruck Blumen, Porzellan, Fotokeramik
  • Tafel 3: Das Tal „Gargaphie“, Porzellan, Blattabdruck, Fotokeramik Text
  • Tafel 4: Actaeon erblickt Diana in der Grotte, Porzellan, Fotokeramik Text
  • Tafel 5: Tizian, „Diana und Actaeon“, 1559,Porzellan, Fotokeramik
  • Tafel 6: Actaeons Verwandlung, Porzellan, Fotokeramik Text
  • Tafel 7: Geweihe, Porzellan
  • Tafel 8: „Actaeon bin ich!“, Porzellan, Paperporzellan, Fotokeramik (Bildnachweis: Geschäftsmann mit Gasmaske, istockFoto)
  • Tafel 9: Die Hunde, Porzellan, Fotokeramik Text
  • Tafel 10: Das Wüten, Porzellan, Paperporzellan, schwarzer Sand
  • Tafel 11: In Stückegerissen, Porzellan, Fotokeramik Text
  • Tafel 12: Jean Goujon, „Diana mit Hirschgeweih“, ca. 1549, Porzellan, Fotokeramik
  • Tafel 13: Transformation,Paperporzellan, Porzellan

Text: Ovid, „Metamorphosen“, freie Übersetzung

ORTART2021

Steinzeug|Oxide|Hirschgeweih

ORTART2021

Porzellan|Mixed Media

Die Geschichte

Die Erde hat sich gewandelt. Katastrophenbilder von Naturzerstörungen jagen über unsere Nachrichtenbildschirme, Umweltverschmutzung angefangen vom Boden und Meer über die Luft bis hinauf ins All treiben das Artensterben voran, sodass Klimaschutz das Grundanliegen unserer Kinder geworden ist. Während sich die Regierungen der Länder der Welt Jahr für Jahr zu Verhandlungen treffen in denen konkret spürbares, politisches Handeln zum Schutz des Lebens weiterhin Jahr fürJahr hinausgeschoben wird, gehen die Menschen auf die Straße um zu protestieren. Doch egozentristisches Handeln stehtnach wie vor hoch im Kurs.

„Keinem bleibt seine Gestalt“ – die des Menschen nicht, die der Erde nicht. Ausgehend von Ovids großem Epos der Verwandlungsmythen, den „Metamorphosen“ (zwischen 1 v.Chr. bis 10 n.Chr.) und inspiriert von der Sonderausstellung „Die Jagd ist weiblich“ (2021) im Jagdmuseum Schloss Stainz, stelle ich eine der hier vorgefundenen Geschichten an den Ausgangspunkt meiner künstlerischen Auseinandersetzung.

Die Erzählung von Actaeon und Diana entwickelt sich auf einer nicht willentlich herbeigeführten Situation, in der ein Mann eine Göttin nackt und dergestalt schutzlos sieht. Noch im Erkennen der verbotenen Handlung nimmt das Verhängnis seinen Lauf und das, was er nicht hätte tun sollen, endet für ihn tödlich. Diana, als Göttin der Gebärenden, der Jagd, schlicht der gesamten Natur, streift unter freiem Himmel durch die Wälder, ihr zugeordnet sind Pfeil und Bogen, ihr Element die luftigeFrische des Draußenseins und der erdige Duft des Waldbodens. Dagegen gleicht ihre fatale Rache einem Orkan an verletzten Gefühlen, den sie dem Verirrten mit einem Wasserguss aus der Quelle, in der sie sich erfrischt hat, entgegenschleudert. Weder ihre Nymphen konnten sie beschützen noch ihre Waffe, die sie, da sie sich sicher fühlte, auf die Seite gelegt hat.

In meiner Arbeit folge ich dieser alten Geschichte und damit den ewigen Fragen nach Transformation, Zerstörung und Tod, schließlich Hoffnung und Frieden. Wie ist es gekommen, dass es gekommen ist, wie es gekommen ist? Welche Prinzipien liegen dem menschlichen Handeln zugrunde? Das des Männlichen und Weiblichen, in seiner gegensätzlichen Unvereinbarkeit wie inOvids Erzählung? Ist es die Kontroverse Mensch – Natur, die in der Geschichte als offensichtlich ursächlicher Zusammenhang steht? Wo liegt nun die Rache wirklich und kann daraus Neues entstehen? In der Geschichte vergreift sich der Mensch in seiner Unwissenheit an etwas Heiligem, dessen Verwundbarkeit wird deutlich und der Konflikt endet mit einer tief einschneidenden Veränderung, nämlich der Vernichtung. Reicht das reine Erkennen unseres Handelns noch aus oder sind wirbereits über einen unumkehrbaren Punkt hinausgelangt?

Doch alles verändert sich immer und wir leben in der Ungewissheit dessen, was da kommen möge. Das Hirschgeweih mit den menschlichen Zügen schildert die Transformation, die sich in jedem Augenblick vollzieht, eingefroren im Moment in dem noch alles offen ist. Es erscheint schicksalhaft, und doch ist die Entscheidung für die Zukunft in letzter Konsequenz noch nicht gefällt.